Apple & Google ermöglichen Covid-19-Tracking

Apple & Google ermöglichen Covid-19-Tracking

Neun von zehn Smartphones weltweit nutzen die Betriebssysteme von Apple und Google - und genau diese Marktmacht wollen die beiden Tech-Giganten jetzt nutzen. Konkret geht es darum, die Nachverfolgung von Covid-19-Infektionen zu erleichtern.

Das iOS-Betriebssystem und Googles Android sollen Schnittstellen bekommen, um die Interoperabilität zwischen den jeweiligen Geräten zu ermöglichen. Apps von Gesundheitsbehörden können mit deren Hilfe temporäre Identifikationsnummern austauschen, um Menschen zu warnen, falls sie Kontakt mit einer infizierten Person hatten. 

"Die Ermittlung von Kontaktpersonen kann dazu beitragen, die Verbreitung von Covid-19 zu verlangsamen und kann ohne Beeinträchtigung der Privatsphäre der Nutzer durchgeführt werden.“, verriet Apple-Chef Tim Cook auf Twitter.

Die große Hoffnung dabei ist, Infektionsmuster schneller zu erkennen, um sie eindämmen zu können. Die Technologie würde auch denjenigen helfen, die Kontakt zu einer infizierten Person hatten - so können sie sicherheitshalber in Selbstisolation gehen bevor sie andere anstecken.

Wie funktioniert es?

Wird ein Betroffener positiv auf Covid-19 getestet, kann er dies der App mitteilen und sein Einverständnis erteilen, diese Information in Form einer Identifikationsnummer anonymisiert an einen Server zu übertragen.

Währenddessen pingen sich die iOS- und Android-Geräte mit Hilfe von Bluetooth Low Energy gegenseitig an. Eine App der Gesundheitsbehörde verfolgt dank dieser Technologie jedes Gerät, in dessen Nähe sie sich befindet. Wenn jemand in diesem Protokoll positiv auf Covid-19 getestet wurde, sendet die App eine Warnung an jedes Gerät, mit dem sie Kontakt hatte.

Warum Bluetooth Low Energy?

Bluetooth LE eine Alternative zum Bluetooth Standard und glänzt besonders durch den geringen Stromverbrauch. Der Schwerpunkt liegt auf kürzeren Konnektivitätsstößen, die weniger Strom verbrauchen als eine herkömmliche, ständig übertragende Bluetooth-Verbindung.

Die Wahl von Bluetooth LE für das Kontaktverfolgungssystem ist aus mehreren Gründen interessant. Es wird von fast jedem modernen Smartphone auf dem Markt unterstützt, sei es das billigste Android-Modell oder das teuerste iPhone- oder Samsung-Flaggschiff. Und es ist eine sehr flexible Spezifikation, die mit extrem niedrigen Leistungsstufen arbeitet, um die Akkulaufzeit nicht zu beeinträchtigen.

Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?

Apple und Google bemühen sich, Einwänden zum Thema Datenschutz mit Transparenz zuvorzukommen. Niemand muss sich am Kontaktverfolgungssystem beteiligen - dies ist nur mit Einverständnis möglich.

Identifikationsnummern sind nur temporär und werden alle 15 Minuten geändert - das soll ein umfassendes Tracking von Menschen technisch unmöglich machen. Auch soll die ganze Funktionalität vollständig wieder abgeschaltet werden können, wenn die Pandemiewelle abebbt.

Die Listen der Identifikationsnummern von Menschen, denen man begegnet ist, werden nur mit expliziter Zustimmung des Nutzers mit dem Server synchronisiert. Doch trotz dieser Maßnahmen wird Kritik laut.

"Keine Kontaktverfolgungs-App kann vollständig wirksam sein bis es weit verbreitete, kostenlose und schnelle Tests und einen gerechten Zugang zur Gesundheitsversorgung gibt.", sagte Jennifer Granick, die Beraterin für Überwachung und Cybersicherheit an der ACLU. "Menschen werden diesen Systemen nur vertrauen, wenn sie die Privatsphäre schützen und Daten auf dem Gerät einer Person speichern, nicht auf einem zentralen Server."

Viele befürchten, dass Regierungen, denen die Gesundheitsbehörden unterstehen, die Apps dazu missbrauchen könnten, ihre Bürger zu verfolgen. Apple und Google versichern jedoch, dass Datenschutz und Sicherheit der Nutzer in der Gestaltung ihres Plans höchste Priorität haben.

Gibt es vergleichbare Projekte?

Ähnliche Apps werden in China und Singapur bereits getestet.

In Singapur kämpfen die Behörden mit geringer Akzeptanz. Nur 12% der Bürger verwenden die App, was ihre Effektivität enorm einschränkt.

In China existiert eine App namens Alipay Health Code und ihr Download ist mehr oder weniger Pflicht für jeden Bürger. Die App lässt ihren Nutzern eine Einschätzung ihres Gesundheitszustands und des Ansteckungsrisikos in Form eines QR-Codes zukommen. Grün bedeutet, dass sich der Nutzer weiter frei bewegen darf während gelb vorschlägt, sieben Tage lang zuhause zu bleiben. Rot bedeutet zweiwöchige Quarantäne.

Die Funktionsweise ist dabei intransparent. Es existieren Hinweise auf massive Datenschutzprobleme: Nach der Registrierung sollen Standortdaten, der Name der aktuellen Stadt und ein Identifikationscode an die Polizei gesendet werden. Datenschützern ist daher klar, dass die Behörden die Bewegungen der Nutzer jederzeit verfolgen können - und sie nehmen an, dass diese Maßnahme nach dem Ende der Pandemie weitergehen wird.

Fazit

In einer gemeinsamen Stellungnahme erklärten die beiden Konzerne:

Wir hoffen, durch die enge Kooperation und Zusammenarbeit mit Entwicklern, Regierungen und Anbietern des öffentlichen Gesundheitswesens die Kraft der Technologie nutzen zu können, um Ländern auf der ganzen Welt dabei zu helfen, die Verbreitung von Covid-19 zu verlangsamen und eine Rückkehr zum normalen Alltag zu befördern.

Während die grundsätzliche Idee zu großen Fortschritten im Kampf gegen das Coronavirus führen könnte, machen sich viele Menschen Sorgen um den Datenschutz und ein permanentes Tracking durch den Staat. 

Die Zukunft wird zeigen, ob Apple und Google den Spagat zwischen Nützlichkeit und Einhaltung von Datenschutz schaffen - denn letztendlich entscheidet die Akzeptanz der Nutzer darüber, wie viel eine derartige Technologie tatsächlich zur Eindämmung einer Pandemie beitragen kann.

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