Augmented Reality und künstliche Intelligenz gehören zu den Technologien, die unser Leben am stärksten prägen werden. Die meisten betrachten sie jedoch bisher getrennt. Unternehmen sehen Augmented Reality als großartiges Hilfsmittel für ihr Marketing, interne Weiterbildung oder Social Media. Von der künstlichen Intelligenz wird dagegen erwartet, dass sie jeden Bereich unseres Lebens komplett revolutioniert.
Im Bereich der Medizin kommt es zu einer erstaunlichen Zusammenarbeit der beiden Technologien. Die KI ist bereits heute dabei, im Gesundheitswesen große Hilfestellung zu leisten - sei es bei der Radiologie, der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften oder Finanzbetrug. Im Operationssaal kommt es dann zu einer Kombination von Augmented Reality und künstlicher Intelligenz. Wie diese genau aussieht, verraten wir in diesem Blogartikel.
Chirurgen haben einen der anspruchsvollsten und anstrengendsten Jobs der Welt. Sie bekommen zum Teil sogar gesundheitliche Probleme durch die Anstrengung, die im Operationssaal entsteht. Ein Team von Ärzten muss ständig Maschinen sowie den Patienten im Auge behalten und die angezeigten Daten richtig interpretieren. Missverständnisse sind ein ernstes Sicherheitsproblem und können über Leben oder Tod entscheiden.
Das Unternehmen Ocutrx Vision Technologies arbeitet daran, die Komplexität im Operationssaal zu verringern. Sie versuchen künstliche Intelligenz, Augmented Reality (AR), 5G und andere Tools zu kombinieren, um sowohl die Operation vor Ort als auch die Fernoperation (Telemedizin) zu verbessern.
Der Einsatz von Augmented Reality in der Chirurgie ist dabei nichts Neues: Bei ersten AR-Versuchen im Krankenhaus wurden Gesundheitsinformationen wie Puls und Sauerstoffversorgung dem Chirurgen in einem Heads-up-Display angezeigt. Was Ocutrx jetzt jedoch versucht, ist komplexer.
Bild: Chirurgen-Brille für die Anzeige von Gesundheitsdaten (Quelle: Ocutrx)
Eine künstliche Intelligenz ermöglicht zum Beispiel das 3D-Rendering von MRT-Bildern. Das Problem ist allerdings, dass sich die meisten KIs noch in der Cloud befinden und in Rechenzentren laufen. Für Operationen kann die Konnektivität zu langsam sein. Michael Freeman, der Gründer vom Ocutrx, sagt:
Ein Chirurg muss während einer Operation weniger als 10 Millisekunden Verzögerung haben. Bei mehreren Personen in einem Operationssaal, die alle zusätzliche Informationen benötigen, ist es nicht realistisch, sich auf Ressourcen in der Cloud zu verlassen.
Das Unternehmen arbeitet deswegen an zwei technischen Lösungen. Zum Einen bringen sie die Rechenleistung direkt ins Krankenhaus. Private Clouds oder lokale Server können dies bewerkstelligen, während sie sich in der Nähe des Betriebs befinden. Zum Anderen ist eine 5G eine Lösung geplant, um die Bandbreite erheblich zu erhöhen, sodass der Computer während der Operation mit der erforderlichen kurzen Latenz arbeiten kann. Freeman meint hierzu:
Die Cloud war großartig für die Entwicklung leistungsfähigerer Computer, aber die Notwendigkeit einer geringen Latenz bedeutet, dass die lokalen Computer nicht wegfallen. Die aus der Cloud gewonnenen Erkenntnisse können durch die Kombination von KI, AR und anderen Technologien dafür sorgen, um einen fortschrittlicheren und dennoch sichereren Operationssaal bereitzustellen.
Angesichts dieser fortgeschrittenen Leistung stellt das Unternehmen auch fest, dass ein wesentlicher Nebeneffekt vorliegt. Wenn Menschen Masken tragen und einige Maschinen laut sind, kann es das Risiko erhöhen, sich nur auf die Stimme zu verlassen. Das Hinzufügen von Eye Tracking zur AR-Brille kann dieses Risiko verringern. Die künstliche Intelligenz kann die xyz-Koordinaten des Fokus schnell lokalisieren und Informationen von bestimmten Maschinen bereitstellen oder in Kombination mit Sprache Informationen an andere Mitglieder des Teams senden.
Die ländliche Medizin kämpft in Ländern wie den USA oder Deutschland vermehrt mit einem Fachkräftemangel. Auch hier kann die gerade erwähnte Lösung helfen. Stellen Sie sich einen Augenchirurgen vor, der an den Augen eines Menschen arbeitet. Dieser Chirurg hat die Fähigkeiten, aber nicht das Wissen. Es gibt einfach nicht genug Spezialisten, um sie aufs Land zu schicken. Sie sind zudem teuer und eine Belastung für die Einzelpersonen, die herumreisen müssen.
Die richtige Operationslösung kann auf die Telemedizin ausgeweitet werden. Denken Sie zum Beispiel an die gerade erwähnte Blickverfolgung zurück. Ein Remote-Spezialist kann ein Bild betrachten und das KI-System erkennt, wohin sich das Auge bewegt. Der Chirurg kann dann ein Problem direkt an den entfernten Spezialisten weiterleiten, der den deutlich gekennzeichneten Problembereich sehen kann. Das System kann dann die Markierungsbereiche und Anweisungen des Spezialisten in Echtzeit direkt in den Operationssaal transferieren.
Das Londoner Moorfields Eye Hospital macht genau das. Sie verfügen zwar über umfangreiche Kenntnisse und Mitarbeiter, haben jedoch zusätzliche Niederlassungen in ganz Großbritannien und in anderen Ländern eingerichtet. Während diese Niederlassungen Personal geschult haben, muss auch auf das in London ansässige Expertenwissen zurückgegriffen werden.
Die Medizin ist nicht das einzige Beispiel, sondern nur ein interessantes Beispiel dafür, wie Augmented Reality und künstliche Intelligenz in eine Lösung integriert werden können. Jede Technologie hat viel Potenzial, das nur darauf wartet, ausgeschöpft zu werden.
Dabei kommt diese Tatsache uns allen zugute. Nicht nur Unternehmen aus dem Mittelstand können ihre Kunden mit neuester Technologie begeistern, auch unser Leben wird dauerhaft verbessert. Krankenhäuser sind ein Ort, an dem wir sehen, wie eine Kombination von Technologien dem medizinischen Personal hilft, eine bessere Versorgung zu gewährleisten. In einem Zeitalter, in dem es immer mehr (digitale) Daten gibt, wird es bedeutungsvoller denn je, wichtige Informationen auf eine klare und einfache Methode bereitzustellen.
Fällt Ihnen eine spannende Technologie-Kombination ein? Erzählen Sie uns gerne davon in den Kommentaren.