Blockchain: Hoffnungsträger der Pharmaindustrie

Blockchain: Hoffnungsträger der Pharmaindustrie

Der Begriff Blockchain wird am häufigsten mit Kryptowährung assoziiert. Doch Blockchain ist mehr als nur Bitcoin: Die zugrunde liegende Technologie eröffnet auch vielen anderen Branchen erstaunliche Möglichkeiten.

In diesem Blogartikel möchten wir uns der Pharmaindustrie widmen und an konkreten Beispielen erörtern, warum diese den Einsatz von Blockchain als ihren Hoffnungsträger sieht.

Der digitale Beipackzettel

Die Pharmaindustrie hat ein Problem mit der Packungsbeilage ihrer Medikamente. Jede einzelne Arzneimittelschachtel muss eine Papierbeilage mit Dosierungsanweisungen und technischen Informationen enthalten. Diese lästigen Ausdrucke können massive Probleme für die gesamte Arzneimittelversorgungskette verursachen, wenn sie veraltet oder falsch sind und zu einem Rückruf führen. 

In Zusammenarbeit mit der Europäischen Union entstand aus diesem Grund das Projekt PharmaLedger.

Das Ziel des Projekts besteht darin, Verbrauchern die Packungsbeilage elektronisch zur Verfügung zu stellen. Jeder Patient soll eine App herunterladen und eine 2D-Matrix auf der Außenseite der Arzneimittelverpackung scannen können. Ähnlich wie bei einem QR-Code ist die Datenmatrix eine Ansammlung von Schwarzweißpunkten, die Informationen einschließlich der Seriennummer codieren. Der Scan erkennt den Hersteller und sendet dann eine Anfrage nach der aktuellsten digitalen Packungsbeilage für dieses bestimmte Medikament.

Mit Hilfe der Blockchain will die Pharmaindustrie nicht nur sicherstellen, dass der Patient die richtigen Produktinformationen erhalten hat, sondern auch dafür sorgen, dass die persönlichen Gesundheitsinformationen privat bleiben. Dies ist ein wichtiger Vorteil bei der Verwendung von Blockchain, da hier zufällige Kennungen verwendet werden, sodass Patienten sich keine Sorgen machen müssen, dass die App aufzeichnet, welche Medikamente sie einnehmen oder welche Krankheit sie haben. 

Die Hoffnung ist, dass Blockchain in Zukunft nahezu in Echtzeit sichere Updates von Produktinformationen bereitstellen kann. Zudem ist es geplant, eine Schutzprüfung einzuführen, die Menschen vor gefälschten Medikamenten warnen kann.

Blockchain im Kampf gegen den Schwarzmarkt

Der Schwarzmarkt für gefälschte Arzneimittel blüht: In einem 2020 veröffentlichten Bericht des Pacific Research Institute wird ein weltweiter Umsatz von 200 bis 431 Milliarden US-Dollar pro Jahr veranschlagt. Die Blockchain kann dabei helfen, Arzneimittel in der gesamten Lieferkette zu verfolgen und identifizieren zu können.

Die Identifizierung aller Schritte, die ein Medikament auf seinem Weg vom Hersteller zu einer Apotheke oder Arztpraxis genommen hat, ist auch wichtig, um das Vertrauen der Patienten zu stärken. Dies gilt insbesondere in Märkten mit einer hohen Rate an gefälschten Produkten. 

Merck hat zum Beispiel in Hongkong ein Pilotversuch rund um seinen Impfstoff Gardasil gestartet. Hier können Patienten und Apotheker die Gardasil-Verpackung mit einer App scannen und den vollständigen Verlauf ihrer Bewegung vom Zeitpunkt des Imports in die Vertriebskette für den Markt abrufen. Dies verringert die Chancen für Fälscher und erhöht gleichzeitig das Vertrauen der Patienten. Merck hofft, die Lösung in anderen Märkten einführen zu können.

"Der Grund, warum wir uns für Blockchain entschieden haben, ist, dass wir eine sichere, verteilte, dezentrale Architektur bereitstellen konnten, die niemandem gehört, an der jedoch alle relevanten Parteien teilnehmen konnten. Es gibt keinen Vermittler, der einem transparenten Informationsfluss entlang der Lieferkette im Wege steht." - Craig Kennedy, Senior Vice President für globales Versorgungsmanagement bei Merck
Blockchain im Kampf gegen den Schwarzmarkt

Nachverfolgung teuerer Medikamente

Bei der Nachverfolgung einiger Medikamente hört die Reise jedoch nicht auf, wenn sie in die Apotheke gelangt sind. 

Seltene Krankheiten haben zur Entwicklung von teuren, lebensrettenden Medikamenten geführt. Das in Massachusetts ansässige Unternehmen Biogen war das erste Unternehmen, das eine zugelassene Behandlung für die Muskelatrophie der Wirbelsäule erhielt. Dabei handelt es sich um eine seltene Krankheit, die zu einer Schwächung der Muskeln führt. Kinder, bei denen die schwerste Form diagnostiziert wurde, werden häufig nicht älter als 2 Jahre. 

Das Biogen-Medikament Spinraza muss von einem Arzt in die das Rückenmark umgebende Flüssigkeit injiziert werden. Jede Injektion hat einen Listenpreis von rund 125.000 US-Dollar und eine Standardbehandlung erfordert drei Dosen pro Jahr. Hier ist es besonders wichtig, die Reise des Medikaments vom Ladedock bis zum Patienten zu verfolgen. Ärzte sollen überprüfen können, ob diese teuren, lebensrettenden Medikamente wirklich echt sind bevor ein irreversibler Schaden entstehen kann. Gleichzeitig möchten Pharmaunternehmen nicht alle Seriennummern für diese Medikamente offenlegen müssen.

BRUINchain ist ein Projekt, das genau das ermöglicht. Es ist eine sichere Möglichkeit für Krankenhäuser und Pharmaunternehmen, miteinander zu kommunizieren, ohne vertrauliche Informationen preisgeben zu müssen. Dies wird als Maschine-zu-Maschine-Interaktion bezeichnet. 

Hier scannt ein Krankenhaus das Medikament bei seiner Ankunft und sendet eine Bestätigungsanfrage an Biogen für die jeweilige Seriennummer. Beide Parteien sind an der Authentifizierung des Benutzers und dem Routing beteiligt. Nach Erhalt der Bestätigung von Biogen wird die Verpackung von jeder Person gescannt, die sie in die Hand nimmt: Sei es die Krankenschwester, die das Medikament einsortiert oder der Arzt, der die Spritze verabreicht. So entsteht eine zuverlässige und nachverfolgbare Besitzkette. Mithilfe einer App kann zudem die Bewegung des Arzneimittels und der aktuellen Standort überprüft werden. 

Fazit

Ähnlich wie bei Bitcoin, das eine zuverlässige Besitzkette für die Kryptowährung bietet, bieten Supply-Chain-Lösungen allen beteiligten Organisationen eine sichere Möglichkeit, Daten über die Bewegungen der kostbaren Fracht zu sammeln und zu überprüfen. 

Doch das ist nicht alles: Durch Echtzeit-Einblicke in die tiefsten Schichten der Lieferkette können auch Engpässe bei der Lieferung und Produktion vorhergesagt und behoben werden. Diese Daten könnten sich im Fall von Pandemie als Goldwert erweisen und Menschenleben retten. Vom Einsatz solcher Systeme können auch andere Branchen profitieren. Auch hier kann Blockchain hervorragend zur Qualitätssicherung eingesetzt werden.

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