Als die spanische Grippe 1918 wütete, war die Menschheit nicht darauf vorbereitet - in nur wenigen Monaten starben Schätzungen zufolge zwischen 27 bis 50 Millionen Menschen. Als der Coronavirus 2019 in China ausbrach, waren wir wieder nicht vorbereitet - doch im Vergleich zu früher steht uns heute eine mächtige Waffe zur Seite: Die Technologie.
In den letzten Wochen sind zahlreiche Initiativen zum Austausch von Ressourcen und Wissen in den Vordergrund gerückt, um die Auswirkungen der globalen Gesundheitskrise zu mildern. Technologie wird eingesetzt, um das Fortschreiten COVID-19 zu messen - um sicherzustellen, dass Gesundheitszentren Zugang zu den dringend benötigten Versorgungsgütern haben, und um sogar einige der schwierigeren Nebenwirkungen sozialer Distanzierung zu lindern.
Wir stellen einige der verschiedenen Projekte vor, die im Kampf gegen das Coronavirus ihren Beitrag leisten.
Telemedizin ist eine gute Alternative, um zu vermeiden, dass Krankenhäuser mit einem unüberschaubaren Zustrom von Patienten überfordert werden.
Die Telemedizin rationalisiert die Diagnose- und Behandlungsprozesse und macht sie schneller und einfacher: Patienten müssen lediglich eine Anwendung öffnen, ihre Symptome beschreiben und warten, bis ein Arzt über eine virtuelle Konsultation zu ihnen zurückkehrt.
Es gibt Beispiele aus der ganzen Welt. In China hat das öffentliche Krankenhaus Xuhui in Shanghai Patienten bis nach Tibet und sogar Frankreich konsultiert. In Spanien hat ein in Sevilla ansässiges Unternehmen, Open Salud (Open Health), eine kostenlose Telekonsultationsplattform gestartet, mit der jeder Arzt oder jede Klinik den besten Mechanismus für die Versorgung ihrer Patienten ermitteln können.
Nextstrain ist ein Open-Source-Projekt, das Daten, Sequenzierungen und Visualisierungen bereitstellt, die die Entwicklung von Krankheitserregern wie dem Coronavirus zeigen. Denn nur wenn wir SARS-CoV-2 ausreichend verstehen, können wir Maßnahmen ergreifen, um seine Ausbreitung zu stoppen.
Mit Hilfe von Nextstrains Informationen sollen Epidemiologen verstehen, wie sich die Viren in verschiedenen Ländern entwickeln, und auch mögliche Mutationen anzeigen. Durch die gemeinsame Nutzung der genetischen Sequenzierung von 700 Fällen des Virus hat das Projekt dazu beigetragen zu bestätigen, dass sich die Ansteckungsfähigkeit des Virus nicht geändert hat, obwohl sich das Virus auch in andere Länder ausgebreitet hat.
Inspiriert von einer südkoreanischen Anwendung hat die Regionalregierung in Madrid die Initiative "Corona Madrid" gestartet, die sowohl per App als auch auf einer Webseite verfügbar ist.
Personen, die den Verdacht haben, das Virus zu haben, können anhand ihrer Symptome eine körperliche Selbsteinschätzung durchführen. Je nach Ergebnis erhalten sie Anweisungen und Ratschläge zu den zur Behandlung erforderlichen Maßnahmen.
Diese Initiative, die von mehreren spanischen Unternehmen gemeinsam und in Rekordzeit entwickelt wurde, zielt darauf ab, die Anrufüberlastung der regionalen Coronavirus-Hotline zu verringern und den Gesundheitsbehörden eine präzisere lokale Momentaufnahme der Pandemie zu bieten.
Das Biotechnologieunternehmen AbCellera verwendet ein Modell des maschinellen Lernens, um Therapien zu entwickeln, die auf Antikörpern von Patienten basieren, die sich von der Krankheit erholt haben.
Insbesondere haben sie mithilfe der Künstlichen Intelligenz mehr als fünf Millionen Immunzellen analysiert, um nach solchen zu suchen, die Antikörper produzieren können, die den Patienten helfen, sich zu erholen. Dank künstlicher Intelligenz wurden bereits 500 Antikörper als mögliche Kandidaten für zukünftige COVID-19-Therapien identifiziert.
Beatmungsgeräte sind zu unverzichtbaren Geräten für die Behandlung der schwersten Fälle von COVID-19 geworden. Das Gesundheitssystem ist jedoch mit einem Mangel an Vorräten konfrontiert.
Um dieses Problem anzugehen, haben verschiedene Herstellern auf der ganzen Welt mithilfe von WhatsApp und Telegramm Kommunikationsplattformen und -kanäle eingerichtet, auf denen sie Informationen über Open-Source-Design für die Herstellung von Beatmungsgeräten mit 3D-Druckern austauschen.
Jeder mit einem 3D-Drucker kann zusammenarbeiten, indem er die erforderlichen Atemschutzkomponenten druckt. Ziel ist es, sie dem Gesundheitswesen zur Verfügung zu stellen.
Das Projekt liefert schnelle Ergebnisse: Innerhalb weniger Tage konnten Mitglieder einer der spanischen Gruppen (Reesistencia Team) einen Open-Source-Prototyp für Atemschutzmasken bauen, der bereits an der Zentraluniversität erfolgreich an einem Schwein getestet wurde.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat einen Chatbot gestartet, Informationen über das neuartige Coronavirus bereitzustellen und Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Krankheit zu geben, z. B. aktuelle Infektionsraten und Maßnahmen zum Schutz der eigenen Person.
Der Bot der WHO verfolgt einen einfachen Ansatz: Er verwendet keine natürliche Sprache. Benutzer müssen Zahlen oder Emojis senden, um Informationen zu verschiedenen Themen zu erhalten. Wenn sie beispielsweise die neuesten Zahlen zum Virus wünschen, sollten sie "1" senden, oder wenn sie Informationen über Reisen wünschen, geben Sie "5" ein.
Der WHO-Chatbot arbeitet auf der WhatsApp-Plattform, die Facebook gehört. Der Technologieriese hat außerdem ein Coronavirus-Informationszentrum für soziale Medien eingerichtet, das oben in den Feeds seiner Benutzer als offizielle Informationsquelle angezeigt wird und Seiten entfernt, die Desinformation und falsche Nachrichten verbreiten.
Dank unserer vernetzten Welt und des technologischen Fortschritts können wir Daten und Informationen schneller austauschen. Damit haben wir letztendlich die Chance, dafür zu sorgen, dass so wenige Menschen wie möglich infiziert werden als auch die Anzahl der Toten möglichst gering gehalten wird.
Alles in einem bedeuten diese technischen Fortschritte Veränderung - auch in Richtung Datenschutz muss an einigen Stellen noch genau nachgedacht werden. Doch wenn wir zusammenhalten und die richtige Technologie zum richtigen Zeitpunkt einsetzen, können wir auch diese Krise meistern.