8 Sekunden. Das ist die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne von menschlichen Betrachtern. Im Jahr 2000 konnten sich die Menschen noch 4 Sekunden länger konzentrieren. Weil jeden Tag so viele Informationen auf uns einprasseln, ist es schwieriger geworden, sich auf Einzelnes zu fixieren.
Wo wir uns auch bewegen, irgendjemand buhlt um unsere Aufmerksamkeit. Die morgendlichen Botschaften des Radiosenders wechseln sich mit Bildschirmen im öffentlichen Nahverkehr ab. Plakate sind mit Werbeversprechen bedruckt und die Supermarktlautsprecher schicken ihre Werbebotschaften in die Ohren der Kunden.
Beim Rezepte lesen auf dem Tablet lenken blinkende Banner vom eigentlichen ab. Auf Bussen und Bahnen werden die Köpfe der Fahrgäste auf aufgeklebte Skelette gesetzt; das ist witzig, wirkt aber nur für den Moment.
Wie neu, ausgefallen und interessant ein neues Werbemittel auch immer sein mag, bald wird es zur Gewohnheit und verschwindet aus dem Betrachtungshorizont.
Es stellt sich die Frage, wie lassen sich Produkte und Dienstleistungen noch effektiver neuen und bestehenden Kunden präsentieren? So, dass diese sich an das Unternehmen tatsächlich erinnert?
Heutzutage wird Werbung, vor allem im Web, gezielt und individualisiert geschaltet. Algorithmen bewerten das Verhalten auf Webseiten und den Social-Media-Apps automatisch und sie durchsuchen Posts und Telefonate nach Schlüsselwörtern.
Sie werten diese aus, machen anhand der Daten produktspezifische Vorschläge oder weisen auf Dienstleistungsangebote hin.
Diese Strategie funktioniert ganz gut, hat aber einen Nachteil: Sie bleibt passiv!
Der Kunde mag den einen oder anderen Artikel zwar kaufen, gebunden an Produkte oder eine Marke wird er, wenn überhaupt, eher schwach.
Hier kommen die Möglichkeiten von Virtual Reality und Augmented Reality ins Spiel. Das Smartphone oder Tablet, das Cardboard, ein Head-On-Display für das Smartphone oder die kabelgebundenen VR-Brillen können Kunden aktiv in Planungsprozesse und Produktpräsentationen entführen.
Sie werden aktiv eingebunden. So manifestiert sich das Erlebte emotional in den Erinnerungen, ganz anders als durch konventionelle Methoden.
Ikea macht es vor: Zusammen mit einer Digitalagentur entwickelt das Möbelhaus in einer deutschen Niederlassung die weltweit erste Virtual-Home-Experience. Beide Unternehmen wollen das vorherrschende Konzept des „demokratischen Designs“ durch eine spezielle VR-Applikation und der Oculus Rift logisch erweitern.
Setzt der Kunde diese VR-Brille auf, befindet er sich in einem Anfangs leeren oder vorkonfigurierten Raum, indem er sich frei bewegen und in alle Richtungen schauen kann.
Die 3D-Modelle und Bezüge der Möbel werden von einem Server bereitgestellt und können durch ein einfach zu bedienendes Menü ausgewählt und in den künstlichen Raum gestellt werden.
Die Bedienung ist intuitiv: Der Kunde begreift schnell, beginnt Möbel umzustellen, kombiniert unterschiedliche Materialien miteinander, ändert den Couchbezug, spielt mit Farben und Strukturen von Wänden, Tapeten und Vorhängen.
Gleichzeitig wird er, je länger er in der virtuellen Welt verbleibt, immer mehr zum Designer und Innenarchitekt - und damit zu einem Teil der Marke Ikea!
Die damit verbundenen Emotionen bleiben in Erinnerung und fördern die Markenwahrnehmung noch lange nach dem Store-Besuch. Die Umgebung ist virtuell, der Aha-Effekt aber echt!
Möbel bequem von zu Hause aus aussuchen und liefern lassen ist etabliert, aber virtuelle Warenkörbe sind langweilig.
Bald können alle Produkte ohne großen Aufwand in den eigenen vier Wänden präsentiert werden: Wo eben noch die eigene Couch stand, wird schnell eine neue hingestellt.
Passt die Couch auch farblich zum Teppich?
Die einfachste Möglichkeit für die persönliche Produktpräsentation daheim besitzt fast jeder.
Ein Tablet oder Smartphone. Die Technik ist so einfach, als würde man ein Video aufnehmen. Die Kamera bildet das Objekt auf dem Bildschirm des Tablets oder Smartphones ab.
Das Gerät errechnet die Formen der Möbelstücke und macht sie digital veränderbar. Nun können diese wie durch Zauberhand ausgeblendet werden, bis die Wohnung durch das Display betrachtet leer erscheint.
Die Küchenplanung findet bequem im künstlichen Showroom vor Ort statt. Ist das gewählte Modell den Raumeigenschaften entsprechend angepasst und gefällt, könnten die Informationen über das Internet zum Küchenplaner übertragen werden. Dieser kann mit der Arbeit beginnen.
Gleichzeitig suchen wir uns die passenden Tapeten aus, und warum nicht gleich noch paar Bilder aufhängen? Ist alles fertig, betrachtet er die „neu geschaffene“ Umgebung, fast so, als wäre sie real.
Wird das Tablet oder die VR-Brille wieder beiseite gelegt, erscheint die Umgebung wieder wie vorher. Die Umgestaltungsidee schwirrt aber weiterhin im Kopf herum, und das müsste die Hemmschwelle für Bestellungen doch herabsetzen?
Der Amazon-Rivale und E-Commerce-Riese Alibaba sammelt mit seinem
Virtual Reality Shop Buy+ bereits seine ersten Erfahrungen.
Ziel ist auch, anderen Unternehmen dreidimensionale Verkaufsräume zur Verfügung zu stellen, vielleicht durch ein einfach einzusetzendes Baukastensystem. Die begehbaren virtuellen Geschäfte wären mittels 360°-Ansichten an alle Bedürfnisse der unterschiedlichen Branchen anpassbar.
Virtuelle Models präsentieren die neue Sommerkollektion, Sportschuhe können in allen Farben betrachtet werden. Das ist das Minimum.
Wer Immobilien sucht, kann in Zukunft auf Augmented Reality Angebote von Maklern zugreifen.
Ob eine Wohnung frei ist, die verlassen aussieht, könnte mit dem Display des Tablets herausgefunden werden. Ist dem so, können Ausstattung, Mietpreis, und Umweltinformationen eingeblendet werden.
So könnten aufwendig produzierte Prospekte nach und nach ersetzt werden. Deren Lebensdauer generell auf wenige Wochen begrenzt.
Noch sind die virtuellen Ausflüge ein Alleinstellungsmerkmal einzelner Unternehmen, die gerade beginnen, den Nutzen zu verinnerlichen. Die Chancen sind riesig. Mit Virtual Reality kann der Kunde beispielsweise auch auf dem Mond spazieren gehen. Es gibt für jede Geschäftsidee Möglichkeiten, echte Kundenbindung in der virtuellen Realität zu schaffen und Präsentationen kreativ und kostengünstig zu gestalten.
Der Aufwand, VR-Technik für eine Produktpräsentation zu verwenden, ist vergleichsweise gering. Vor allem für Produkte, die groß und schwer zu transportieren sind oder schlicht nicht visuell dargestellt werden können, ist Virtual Reality optimal.
Für Messen, Roadshows, Hausmessen, Ausstellungen, für Showrooms, den Point of Sale können Präsentationen wirksam und immersiv umgesetzt werden.
Das gilt für B2B und B2C gleichermaßen.
Virtual Reality, Augmented und Mixed Reality befinden sich im Trend. Prognosen sagen voraus, dass sich der Absatz der VR-Headsets bald verdreifachen soll. Waren 2014 noch 2,7 Millionen Nutzer im Bann der Virtual Reality, sollen es 2018 bereits über 170 Millionen sein.
Wer das Potenzial für Marketing entdecken, nutzen und nicht verpassen möchte, sollte sich überlegen, zeitnah auf den virtuellen Zug aufzuspringen. Die Konkurrenz fährt vielleicht schon mit.